Nach einem harten und spannenden Qualifying am Freitag und Samstag war die Bühne bereitet für den Kampf um Punkte, Ruhm und Pokale am Sonntag. Und was für eine Bühne das war. Die Teams wussten, die Rico Anthes Quartermile ist dank des internationalen Teams von Experten in einem perfekten Zustand. Egal wie viel Leistung die brachialen Boliden auf den Gummibelag im Motodrom werfen – die Strecke wird es halten.
Das war am Sonntag die Basis für Entscheidungen im Zentimeter-Bereich, rekordverdächtige Leistungen und für gespannte Nerven bei den Fahrern. Denn wenn die Strecke in einem tadellosen Zustand ist, dann weiß jeder Teilnehmer: Mein Gegner hat dieselben, perfekten Voraussetzungen wie ich. Und der kleinste Fehler bedeutet das Aus. Das merkt man besonders, wenn in den entscheidenden Rennläufen viele Rotlichter, also Frühstarts gefahren werden. Alleine in den Finalläufen der 18 Rennklassen, die an diesem Wochenende in Hockenheim zu Gast waren, fielen fünf Entscheidungen durch Frühstarts.
Die zweite Konstante dieses Rennsonntags waren Siege durch Holeshots. Das bedeutet, dass der Fahrer, der auf der Strecke die schnellere Zeit hatte, nur aufgrund der besseren Reaktionszeit seines Gegners verloren hat. Denn am Ende werden beim Rennen Reaktionszeit und die gefahrene Zeit addiert. Der absolute Triumph eines Fahrers auf diese Art den Sieg zu holen. Und von diesen haarscharfen Entscheidungen gab es am Sonntag unzählige. Racing at it’s best. Diese Spannung, kombiniert mit absoluten Spitzenleistungen, dem perfekten Wetter und der elektrisierten Stimmung im Motodrom hat die NitrOlympX einmal mehr zu einem Highlight im europäischen Rennkalender gemacht. Besser kann ein Rennwochenende kaum sein.
Das riesige Feld der Super Street Bikes konnte der Brite Graham Balchin für sich entscheiden. Das internationale Feld wurde im Verlauf der Finalläufe immer schneller und es waren Leistungen im Bereich von 7,0 und 7,1 Sekunden notwendig, wenn man seine Runde gewinnen wollte. Balchin reichte im Finale eine 7,949 da sein Gegner Rick Stubbins ein Opfer der Materialschlacht dieses Wochenendes wurde und nicht antreten konnte.
Lokalmatador Karl-Heinz Weikum musste sich im Finale der Pro Stock Bikes dem Briten Alex Hope geschlagen geben. Weikum war zwar auf der Strecke schneller, seine 7,429 auf knapp 300km/h reichte aber nicht gegen Hopes 7,452, da Hope sieben Hundertstel schneller losfuhr und Weikum ihn nicht mehr einholen konnte. That’s Drag Racing.
Bei den Super Twin Top Fuel Bikes setze sich erwartungsgemäß Favorit Marcus Christiansen durch, der mit kontinuierlichen 6,4er-Zeiten das Feld klar beherrschte. Sein Finalgegner, der Japaner Takeshi Shigematsu hatte mit großen technischen Problemen zu kämpfen und konnte der Performance von Christiansen im Finale nichts entgegensetzen.
Ebenso erging es dem Franzosen Eric Richard mit seinem Funny Bike. Er musste sein Motorrad nach dem Burnout abschalten und so kam der Grieche Filippos Papafilippou kampflos zum Sieg der Klasse Top Fuel Bikes.
Bei den Pro Stock Cars war Robin Norén lediglich mit Außenseiterchancen nach Hockenheim gereist. Zu stark ist die Konkurrenz dieses Jahr. Aber die größten Rivalen, Stefan Enryd und Bengt Ljungdahl trafen schon in der ersten Runde aufeinander. Ljungdahl konnte sich durchsetzen, zeigte aber dann im Finale Nerven und fuhr ein Rotlicht. Was automatisch den Sieg für Norén bedeutete.
Auch bei den Pro Modified Cars wurden viele Läufe durch Nervenstärke entschieden. Im Finale standen sich Micke Gullqvist und Jan Ericsson im Duell der schnellen Schweden gegenüber. Gullqvist verließ die Linie zuerst, Ericsson hatte auf den 402 Metern alles gegeben um Gullqvist noch einzuholen, aber auch sein wirklich beherzter Ritt die Rico Anthes Quatermile hinunter konnte am Ende den Sieg von Micke Gullqvist nicht verhindern. Mit großartigen 5,976 Sekunden auf 392 km/h holt sich Gullqvist den Sieg und die wichtigen Punkte im Kampf um die FIA Europameisterschaft.
Ein weiteres Rennwochenende nach Maß. Das waren die NitrOlympX 2018 für die Habermann Brüder Dennis und Timo. Beide setzen sich in ihren Vorläufen der Top Methanol Klasse durch um im Finale Seite an Seite um den Sieg zu fahren. Auch im Bruderduell entscheidet am Ende das Rotlicht. Dennis fährt ganze zwei Zehntel zu früh los und somit gewinnt Timo bereits an der Ampel. Ein weiterer wichtiger Schritt für das Team Habermann, um auch in der Saison 2019 die Startnummern eins und zwei auf den beiden Dragstern zu tragen.
Liam Jones war an diesem Wochenende bei den NitrOlympX in der Königsklasse Top Fuel das Maß aller Dinge. Der sympathische Brite machte am gesamten Wochenende einen sehr entspannten Eindruck und diese Gelassenheit brachte er auch mit auf die Strecke. Mit konstanten 3,9er-Zeiten in jedem Lauf und einer 3,882 in der ersten Runde, nur knapp am Europarekord von 3,87 vorbei, war Jones schlichtweg unschlagbar. Auch der Finne Antti Horto konnte das, trotz sehr solider Leistungen nicht ändern. Seine 4,07 Sekunden waren nicht genug um Jones’ 3,994 auf 490 km/h zu schlagen. Ein Abschluss mit einem Ausrufezeichen.
Die NitrOlympX 2018 sind Geschichte. Wer dieses Event der Spitzenklasse versäumt hat, sollte sich dringend schon jetzt die Karten für die 2019er-Ausgabe sichern. Denn wer live vor Ort war, der lässt sich ein Wochenende voller Adrenalin, Action und Motorsport im Sekundentakt nicht wieder entgehen.