Drag Racing, das ist nicht nur am Renntag Action pur und ein Kampf um jeden Zentimeter. Jeder, der schon einmal ein Wochenende bei den NitrOlympX verbracht hat weiß: Auf der Rico Anthes Quartermile beginnt der Kampf um Plätze und Punkte am Freitagmorgen mit dem ersten von Hunderten von Läufen.

Denn in der Qualifikation am Freitag und Samstag wird bereits vieles entschieden. Die meisten der hochkarätig besetzen Felder sind mit mehr Teilnehmern besetzt, als am Sonntag ins Starterfeld passen. Die Qualifikationsläufe am Freitag und Samstag haben ihre eigene Spannung, Dramatik und Dynamik, die sich bis zur Nightshow am Samstagabend immer weiter zuspitzt. So auch bei den NitrOlympX 2018 auf dem Hockenheimring.

Volle Starterfelder, eine perfekt vorbereitete Strecke und ein voll besetztes Motodrom: Das waren die Grundbedingungen der ersten beiden Tage dieses Mega-Events. Und die Fahrer der FIA und FIM Europameisterschaftsklassen haben einmal mehr das Beste daraus gemacht.

Bei den Top Fuel Bikes gab es den schnellsten Side by Side Lauf in Europa. Nicht nur ein, sondern gleich zwei Fahrer sind mit einer fünf vor dem Komma durchs Ziel gerast. Der Schwede Rikard Gustafsson legte die 402 Meter in sagenhaften 5,918 Sekunden zurück und erreichte dabei über 400km/h. Auf zwei Rädern wohl gemerkt. Direkt neben ihm kam der Grieche Filippos Papafilippou nach 5,980 Sekunden durchs Ziel. Schneller gab es das in Europa noch nie. Ohne Frage stehen die beiden auf Platz eins und zwei nach der Qualifikation.

Mehr Nitro im Tank eines zweirädrigen Beschleunigungsmonsters gibt es bei den Super Twin Top Fuel Bikes. Im Gegensatz zu den Top Fuel Bikes sind diese Motorräder auf zwei Zylinder beschränkt. Dumpfes Grollen lässt den Asphalt bis in die oberen Ränge bei jedem Zug am Gasgriff beben. Erster nach vier Läufen ist der Däne Marcus Christiansen der sein Bike in 6,477 Sekunden auf 351 km/h beschleunigen konnte. Dahinter zeigt sich mit dem Japaner Takeshi Shigematsu wie international das Feld der NitrOlympX 2018 ist. Der Japaner auf dem norwegischen Bike startet am Sonntag von Platz zwei.

Das größte um am härtesten umkämpfte Feld aller Europameisterschaftsklassen sind die Super Street Bikes. Viele Jahre wurde diese spektakuläre und beim Publikum sehr beliebte Klasse von den Engländern dominiert. Aber die Zeiten sind vorbei. Erster ein Däne, Mogens Lund mit 7,09 Sekunden, dahinter der Engländer Steve Mead mit 7,16, danach der Ungar Daniel Lenzes. Im Feld der 21 Starter folgen Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Schweden, Norwegen und Griechenland. Kein Wunder, dass am Ende die Top 16 alle solide in den 6er-Zeiten liegen. Das verspricht ein packendes Rennen am Sonntag.

Mindestens so dramatisch ging es auch bei den Auto-Klassen zu. Ein rekordverdächtig schnelles Feld in der Königsklasse, den Top Fuel Dragstern steht am Samstagabend in den Geschichtsbüchern der NitrOlympX. Die ersten drei Fahrer nach der Qualifikation haben es in die drei Sekunden-Ränge geschafft: Der Brite Liam Jones führt nach der Qualifikation mit 3,943 Sekunden auf exakt 500km/h. Direkt dahinter der Maltese Duncan Micallef mit 3,946 Sekunden. Selbst wenn es auf jeder Bahn gilt 10.000 PS auf die Strecke zu bringen, entscheiden am Ende tausendstel Sekunden. Der Finne Antti Horto auf Platz drei hat sich mit deinen 3,990 Sekunden ebenfalls unter die vier Sekunden Schallmauer katapultiert.

In der Klasse Top Methanol tritt ein spannender Mix aus Dragstern und Funny Cars an. Die Lokalmatadore und Publikumslieblinge Dennis und Timo Habermann konnten sich auch bei der 2018er Ausgabe der NitrOlympX in der Qualifikation ganz an die Spitze fahren. 5,31 Sekunden für Timo und 5,35 Sekunden für seinen Bruder Dennis bedeuten, dass die beiden schnellsten Brüder Europas am Sonntag theoretisch erst im Finale aufeinandertreffen können. Zumindest wenn alles nach Plan läuft für das Team aus Langenselbold. Der Rest des leistungsstarken Feldes wird aber mit allen Kräften versuchen, dies zu verhindern. Habermann vs. the World, wenn man so möchte.

Die wildesten Kreationen auf vier Rädern sind die Pro Modified Cars. Klassische und moderne US-Cars mit Motoren, die entweder mit riesigen Kompressoren oder kiloweise Lachgas bis kurz vor dem Platzen aufgeladen werden. Die Läufe gehen selten geradeaus, denn 3.000 PS oder mehr im Radstand eines normalen Straßenautos sind eine kaum zu bändigende Kombination. Gleich fünf Fahrer kommen in die 5er-Zeiten, bis Platz acht liegen alle noch innerhalb der 6,0 Sekunden. Wer hier am Start einmal zu viel blinzelt, kann einpacken und die Heimreise antreten. Der Schwede Jimmy Alund im einzigartigen 1951 Chevy Business Coupé war einen Wimpernschlag schneller als der Rest des Feldes. Sein Hot Rod erreichte in 5,956 Sekunden das Ziel der Viertelmeile des Motodroms. Mit bis auf das Tausendstel identischer Zeit, allerdings 0,99 km/h langsamer war der Brite Andy Robinson in seinem Camaro. Auf Platz drei dahinter Micke Gullqvist mit 5,973 Sekunden. Am Sonntag entscheiden Zentimeter über Sieg oder Niederlage, um am Ende über wichtige Punkte in der heiß umkämpften Europameisterschaft.

Neben den Profis sind natürlich auch gut 200 Amateur-Teams in nicht weniger spektakulären Gefährten in Hockenheim am Start. Ein actiongeladenes Programm, dass im Sekundentakt Abwechslung bietet erwartet den Besucher der NitrOlympX. Bis zum frühen Abend gab es am Samstag die Nonstop Qualifikations-Action, bevor die weltweit einmalige Nightshow die Nacht mit Feuer, meterhohen Flammen, lauter Musik und noch lauteren Motoren zum Tag machte. Mehr Action passt auf keine Rennstrecke. Knallharter Motorsport, legendäre Shows und eine einmalige Party. Die NitrOlympX 2018 haben schon am Samstag einmal mehr die Erwartungen übertroffen. Umso spannender zu sehen, was der Finalsonntag mit seinen gnadenlosen Materialschlechten bringt.