Zwei spektakuläre Qualifikationstage mit Spitzenleistungen werfen ihre Schatten voraus und lassen für den Sonntag fantastischen Motorsport erwarten. Und genauso soll es auch sein:

Gleich die erste Runde FIA Pro Modified hat es in sich. Andres Arnover, der in der Qualifikation etwas Schwierigkeiten hatte seinen Twin Turbo Mustang gerade auf der Strecke zu halten, schlägt den britischen Veteranen Andy Robinson. Mit exakt identischer Reaktionszeit und zwei extrem schnellen Läufen kommen beide mit einem Fotofinish im Ziel an. Der Vorsprung von Arnover, der ihm den Sieg bringt: Weniger als zwei Zentimeter!

Matts Eriksson wirft direkt danach den besten Lauf des Wochenendes weg, denn nach einem Frühstart ist seine 5,87 gegen den Schweizer Marcus Hilt wertlos.

Mindestens so packend ist die zweite Runde. Der Niederländer Michel Tooren wirft den Schweizer Publikumsliebling Bruno Bader mit einer 5,99 gegen 6,01 aus dem Rennen. Wieder sind es im Ziel weniger als zehn Zentimeter die die Entscheidung bringen.

Im darauf folgenden Lauf schaffen es Jan Ericsson und der Niederländer Mark Harteveld bis auf’s Tausendstel die gleiche Laufzeit zu fahren. Für beide stehen 5,963 Sekunden auf den Scoreboards. Die Endgeschwindigkeit unterscheidet sich um genau ein km/h. Harteveld hat allerdings mit seinem Rotlicht das Rennen bereits an der Ampel vergeben. Aber als Racefan sitzt man bei dieser Action schon lange nur noch auf dem Rand seines Sitzplatzes. Wenn überhaupt. Action wie sie kein Hollywoodfilm besser bieten kann.

Der Führende in der Meisterschaft Jan Ericsson muss im Halbfinale mit einem defekten Supercharger aufgeben. „Ein Ersatzteil so teuer wie ein Luxuswagen“, erklärt Streckensprecher Benni Voss der Menge. Top Qualifier David Vegter wird ebenfalls vom einem Defekt aus dem Rennen genommen. Das Team entdeckt später einen Riss im Fourlink, der hinteren Radaufhängung. Ein weiterer Lauf hätte hier mit dramatischen Folgen enden können.

Das Finale krönt das komplette Spektakel dann und Michel Tooren geht als Sieger über Andres Arnover hervor. Tooren liegt mit einer 6,020 minimal vor Arnovers 6,024. Dabei hat Arnover die höhere Geschwindigkeit. Weltklasse bis ins Finale.

Nicht weniger Drama in der Klasse Top Methanol. Nach einem Systemfehler der Startampel muss das Halbfinale zwischen Sandro Bellio und dem deutschen Silvio Strauch wiederholt werden. Strauch bekam, nachdem Bellio mit dem vorprogrammierten 0.22 Sekunden Vorsprung losgefahren war, kein Startsignal. Dass Strauch die Nerven behielt und nicht einfach hinterher gefahren ist, ist absolut erstaunlich und macht den hundert prozentigen Profi aus. Im Wiederholungslauf leisten sich die beiden dann noch ein Staging-Duell. Mit den Motoren im Anschlag des Drehzahlbegrenzers will keiner zuerst in die zweite Startlichtschranke. Nervenkitzel, Gänsehaut und absolute Spannung, gekrönt von zwei spitzen Läufen. Bellio zieht ganz knapp ins Finale ein. Dort wird er dann vom Schweden Jonny Lagg im Nitro-Dragster geschlagen.

Die Königsklasse lässt sich am Sonntag ebenfalls nicht bitten, was die Action auf der Rico Anthes Quatermile angeht. In einem Sololauf brettert Jndia Erbacher in der ersten Runde eine weitere drei Sekunden Zeit auf die Piste. Susanne Callin schlägt etwas überraschend die Führende in der Meisterschaft Ida Zetterström. Der Finne Antti Horto nutzt die Chance, Punkte gut zu machen und setzt sich gegen den Schweden Dennis Nilsson durch. Trotz neuer persönlicher Bestzeit von Nilsson.

Horto gewinnt im Halbfinale gegen Erbacher und trifft im Finale auf Callin, die im Halbfinale einen Sololauf hatte. Das gleiche Glück ereilt die Schwedin auch im Finale, denn Horto hat seinem Dragster im Halbfinale irreparablem Schaden zugefügt. Trotz Callins Sieg in Hockenheim ist das Wochenende für Antti Horto ein voller Erfolg, denn er verlässt Hockenheim als deutlich Führender in der Meisterschaft.

Bei den Pro Stock Cars setzt sich Jimmy Alund, trotz Ersatzmotor, gegen seine beiden Kontrahenten durch. Damit wird das Finale in Santa Pod extrem spannend, da die Meisterschaft jetzt enorm eng ist.

Bei den Super Street Bikes kann sich Clemens Walleit in Runde Eins überraschend gegen einen der favorisierten Briten Steve Mead durchsetzen. Walleit steigert sich über das gesamte Wocheneden und auch, wenn im Halbfinale Schluß für den Berliner ist, so ist das Wochenende insgesamt ein großer Erfolg für das Team.

Daniel Lecses aus Ungarn bringt in der ersten Runde die Menge mit einem neuen Streckenrekord von 6,79 zum Jubeln, überpowert dann aber leider im Halbfinale die Strecke und ist raus. Der Schwede Mathias Bohlin setzt sich im Finale gegen den ersten aus der Qualifikation Jake Mechaell durch.

Kurioses bei den Pro Stock Bikes: Im Lauf zwischen dem Griechen Bousinis und dem Engländer Newbury gehen direkt nach dem Start beide Bikes aus. Trotzdem gilt: Wer zuerst die Ziellichtschranke in 402 Metern Entfernung durchbricht gewinnt. Also sprinten beide Fahrer mit ihren Bikes in der Hand los und schieben was das Zeug hält. Bei den Zuschauern bricht frenetischer Jubel aus, als hätte es den schnellsten Pro Stock Bike Lauf aller Zeiten gegeben. Leider lassen sich beide Fahrer auf dem Weg ins Zeil beim Schieben helfen. Das ist nicht erlaubt, und so geht der Lauf ohne Gewinner in die Rekordbücher, aber mit zwei Gewinnern der Herzen in die Geschichtsbücher ein.

Der deutsche Karl-Heinz Weikum hat in der kompletten Qualifikation Probleme mit seinem Getriebe. Am Renntag selbst sie diese aber gelöst, das Bike wird von Runde zu Runde schneller und am Ende gewinnt Weikum das Rennen gegen den Griechen Pavlos Sidiropoulos.

Ein fast schon gewohntes Bild bei den Super Twin Top Fuel Bikes: Ein weit gereistes Feld tritt an und am Ende gewinnt Marcus Christiansen. Im Finale gegen Samu Kemppainen hat er über eine Sekunde Vorsprung im Ziel. Marcus und sein Vater haben das für die Klasse ungewöhnliche Bike in kompletter Eigenregie entwickelt und gebaut. Und diese Mühe zahlt sich absolut aus.

Bei den Top Fuel Bikes setzen sich die Nitro befeuerten Motorräder gegen die schnellen Turbo Funny Bikes durch. Im Finale treffen Favorit Rikard Gustafsson und Rene van den Berg aus den Niederlanden aufeinander. Bikes mit gut 1000PS am Hinterrad die Seite an Seite mit knapp 400 km/h über die Strecke peitschen. Ein Genuss für alle Sinne eines jeden Fans von Motorsport – egal welcher Art. Der Schwede gewinnt und benötigt dafür genau 6,08 Sekunden.

Ein Wochenende voller Highlights in Sachen Motorsport und Show geht zu Ende. Denn auch abseits der Rennläufe gibt es reichlich zu erleben und zu tun. Von einer US-Car-Show über Sturmtruppen und andere Star-Wars-Charaktere, die man in den Pits treffen konnte, Live-Musik am Samstag Abend und viele weitere Höhepunkte. Die 35. Nitrolympx bieten der ganzen Familie, Spaß, Action und Nervenkitzel. Das Wetter meint es gut und auch die Götter des Materialverschleißes sind genügsam. Denn tatsächlich gibt es keine großen Pause durch Öl auf der Strecke und der Verbrauch an Bindemittel ist so niedrig wie noch nie. Genau so darf das 2023 auch wieder sein, wenn die Tore für den spektakulärsten Motorsport der Welt sich im Motodrom zu der 36. Ausgabe der NitrOlympX öffnen.